12/03/2019 von Weintipp No. 63
Weingut Andreas Laible & Weingut Alexander Laible
Laible hoch zwei!
Gleich das Wichtigste vorneweg – ein Abstecher in das zauberhafte Durbach lohnt sich immer! Mit ziemlicher Sicherheit werden Sie dort auch auf einen „Laible Wein“ stoßen. Früher kamen sie von Winzerurgestein Andreas Laible. „Der Kardinal des Rieslings“ wäre eine passende Bezeichnung für Andreas Laible gewesen. Er pflegt alleine 32 verschiedene Rieslingklone, die alle separat ausgebaut werden! Ich habe auch schon gehört, dass er im Herbst seine Matratze im Keller aufgeschlagen hatte, weil ein Wein nicht anfangen wollte zu gären! Mindestens genauso motiviert und ehrgeizig sind die beiden Söhne Andreas und Alexander. Beide haben Weinbau studiert – und sie gehören beide zu den besten Winzern in Deutschland.
Aber der Reihe nach – während der ältere Sohn Andreas nach klassischer Manier 2013 den elterlichen Betrieb mitten in Durbach übernahm, hatte sich der jüngere Sohn Alexander schon 2007 entschlossen, sein eigenes Weingut zu gründen. Wenn Sie also eine Flasche „Laible“ in den Händen halten, lohnt es sich genauer hinzuschauen, ob es sich um „Andreas oder „Alexander“ handelt. Jeder von Ihnen trägt eine ganz eigene Handschrift bei der Stilistik seiner Weine.
Andreas Laible
Mit 42 Jahren kann man ihn sicherlich noch als jung bezeichnen. Ganz anders verhält es sich, wenn es um seine Erfahrungen geht. Nachdem er seine Ausbildung zum Winzer in namhaften badischen Betrieben absolviert hatte, folgte eine ein sehr prägendes halbes Jahr im berühmten österreichischen Weingut Bründlmayer. Es schlossen sich zwei weitere Jahre an der Staatlichen Lehr – und Versuchsanstalt in Weinsberg mit Abschluss als „Weinbautechniker“ an. Dann war es für Andreas klar – seinen Weg würde er zu Hause beschreiten. Seit 1999 ist er wieder im elterlichen Weingut, und er schaffte es mit feiner Sorgfalt seine Vorstellungen vom Weinausbau einzubringen. Neben einem so starken und erfolgreichen (und noch jungen) Vater keine ganz leichte Aufgabe. Ohne Zweifel haben sie es miteinander hervorragend hinbekommen, sodass Andreas Laible sen. 2013 zu seinem 65. Geburtstag den Betrieb souverän an seinen Sohn übergab.
Kardinal des Rieslings
Berühmt sind sie für ausgezeichneten Weißwein – ganz vorneweg natürlich der Riesling. Wenn es um die besten Rieslinge Badens geht, werden „Achat“, „Steinrassel“ und „Alte Reben“ nicht fehlen. Daneben hat sich das Weingut über viele Jahre auch einen großen Namen mit seinen ganz außergewöhnlichen Bukettweinen wie Scheurebe, Clevner und Gewürztraminer gemacht. Mit Restsüße ausgebaut bestechen sie mit ihrer wunderbaren Fruchtigkeit und vor allem Finesse. Keinen Augenblick hat man das Gefühl, dass die Weine plump oder sättigend wirken. Für solche Qualitäten muss man weit laufen… Etwas verändert zu früher haben sich der Chardonnay und Spätburgunder. Andreas Jun. wusste von Anfang an, dass sie etwas Holz brauchen, um sich noch vielschichtiger zu präsentieren. Die Burgunderweine – auch der Graue Burgunder gehört dazu – imponieren vor allem mit ihrer Mineralität!
Wer Andreas Laible kennt, weiß dass es für ihn – und seine Familie keinen Stilstand gibt. In den vergangen Jahren haben sie mit viel Geld und enormen Mühen Rebberge mit noch besserem Pflanzmaterial erneuert. Da ihre knapp 8 ha Reben fast ausschließlich in Steillagen liegen (ab 30 % spricht man von Steillagen – Andreas Laible hat teilweise das Doppelte!), bedeutet es einen extrem höheren Aufwand als in einer flachen Lage. Nun gehen die Gedanken von Andreas und seiner patenten Frau Petra in Richtung bauliche Veränderungen. Der Keller soll optimiert werden – und eine Vinothek sollen noch folgen. Es bleibt also spannend!
Alexander Laible
Einen ganz ähnlichen Weg schlug anfangs der 31 jährige Alexander ein. Er absolvierte seine Winzerausbildung bei den gleichen Betrieben wie schon sein Bruder, und auch der „Weinbautechniker“ in Weinsberg folgte mühelos. Im Gegensatz zu seinem Bruder zog es ihn aber schon jung in die Welt. Zwei großartige Jahre verbrachte in dem hervorragenden Rieslingweingut Albert Kallfelz an der Mosel. Es hätte dort die Zukunft sein können, wäre nicht Ehefrau Corinna mit Leib und Seele Badenerin – und somit tief mit der Region verwurzelt. So schaute Alexander schon bald nach seiner Rückkehr nach eigenen Reben. Das Schicksal meinte es gut mit ihm – 2007 wollte sein Großcousin Eugen Schlindwein seine Weinberge in Sinzheim bei Baden-Baden aufgeben. So schnell war der Anfang gemacht, aber es fehlte ein passender Keller. Das sollte sich als nicht so einfach erweisen – mit gerade mal 28 Jahren ein fast unmögliches Unternehmen. Eine Bank vermittelte schließlich Alexander eine alte Mühle am Fuße von Durbach.
Modernes Wunder
Als stolzer Besitzer der Mühle wurde es Alexander erst nach dem ersten Regenguss klar, wieso er sich die Mühle sich leisten konnte. Es sah eher nach dem Anfang vom Ende aus. Nun kommt die Gänsehaut Nummer: ein Mönch aus der Ecke Tübingen kam zu Besuch – die Freundschaft mit dem Vater währte schon viele Jahre. Nachdem er den Kummer von Alexander erfahren hatte, bot er spontan Hilfe an. Mit Geld können auch sie nicht nur zur Seite stehen – mit „manpower“ also „Manneskraft“. Ob Sie es glauben oder nicht, die Mönche halfen Alexander bei der Renovierung, und im Herbst konnte er seinen Wein in seinem eigenen – jetzt trockenen - Keller ausbauen. Schon ein Jahr später wurde es belohnt, als Alexander den Titel „Entdeckung des Jahres“ im Gault Millau bekam, beziehungsweise ein Jahr später „Nachwuchswinzer des Jahres in Europa“ Artvinum.
Das Weingut steht heute prächtig da. Für Weinproben empfängt Sie dort Ehefrau Corinna. Die Rebflächen konnte Alexander auf mittlerweile 13 ha erweitern. Rund 50 % entfallen auf den Riesling. Da staune ich jedes Mal, wie sie über eine so eigene Stilistik verfügen. Die Säure wirkt immer gepuffert, die Weine sind sehr floral und sehr elegant. Probieren Sie nur seinen „Tausend Sterne“ – sensationell wie Frucht, florale Aromen mit Spannung und Tiefe aufeienader treffen. Ein weiteres Steckenpferd ist der Sauvignon Blanc und Chardonnay für Alexander. So hat er diese beiden Weine auch seinen Kindern „Louis“ und „Marie Sophie gewidmet.
Zu seinem 10jährigem Jubiläum bekam Alexander seinen ganz persönlichen Ritterschlag: er wurde mit dem Feinschmecker Award für die „beste Kollektion des Jahres“ ausgezeichnet!